Liebe Bruckerinnen,
liebe Brucker,
vielleicht haben Sie schon davon gehört: Die ehemalige „Stockinger-Kiesgrube“ im Brucker Nordwesten soll in den Rothschwaiger Forst hinein erweitert werden. Dagegen hat sich nun schnell und öffentlichkeitswirksam von unterschiedlichen Gruppierungen Widerstand gebildet. Gut so! Denn auch wenn hier teilweise arg dick aufgetragen wurde, der Waldboden dieses intensiv forstlich bewirtschafteten Waldes nicht über Jahrtausende gewachsen ist und das betroffene Waldstück nach einer Wiederaufforstung nicht sechzig Jahre braucht, um den Ist-Zustand wieder zu erreichen (der Großteil der Bäume hat ein Alter von maximal 30 bis 40 Jahren), so ist es doch völlig unsinnig, dieses knapp 18 ha große Stück Rothschwaiger Forst dem Kiesabbau zu opfern. Denn dieser Wald erfüllt an genau dieser Stelle wichtige Funktionen:
- Bildung von sauberem Grundwasser: Die durchlässigen Böden der Schotterebene spielen eine wichtige Rolle bei der Bildung von Grund- und Trinkwasser. Die darauf wachsenden Wälder wirken als Filter und verhindern eine zu schnelle Verdunstung.
- Bindung von CO2: Auch wenn die zur Diskussion stehende Fläche nicht riesig ist, so sind die dort stehenden Bäume doch in der Lage, über die Jahre hinweg beträchtliche Mengen an CO2 in Form von Holz zu speichern. In Zeiten des akuten Klimawandels zählt hier jeder Baum!
- Und für Bruck vielleicht am Wichtigsten: Die Naherholung. Verzweigte Waldwege, ruhige Lichtungen, die kühle und erfrischende Waldluft bieten vielen Brucker Bürgerinnen und Bürgern vor allem aus den westlichen Teilen der Stadt Möglichkeiten zu entspannen, Sport zu treiben und sich zu erholen. Auch der Waldlehrpfad erfreut sich großer Beliebtheit.
Die Erweiterungspläne der Kiesgrube sind nicht neu und die BBV hat sich auch in der Vergangenheit immer dagegen ausgesprochen. So hat sich z.B. 2012 unter OB Sepp Kellerer (CSU) eine Mehrheit im Stadtrat für die Verlegung der Flächen hinein in den Rothschwaiger Wald ausgesprochen. Natürlich gegen unsere Stimmen. Als die BBV zur Kommunalwahl 2014 das Thema wieder auf den Tisch brachte, wurde uns populistisches Wahlkampfgetöse und Panikmache vorgeworfen. Auch während seiner leider viel zu kurzen Amtszeit hat unser damaliger OB Klaus Pleil versucht, mit dem Betreiber der Kiesgrube einen Kompromiss auszuhandeln. Hätte er damals schon eine fraktionsübergreifende Unterstützung erhalten, wie sie sich jetzt abzeichnet, wären wir heute sicher einige Schritte weiter. Klaus Pleils Nachfolger, der derzeit amtierende OB, hat sich in der ganzen Angelegenheit bis dato übrigens eher passiv verhalten.
Wir wollen aber nicht zurückblicken oder eine Debatte führen nach dem Motto „Wer hat`s erfunden?“, sondern freuen uns, dass auch die ehemaligen Befürworter des Kiesabbaus im Rothschwaiger Wald nun einen entsprechenden Sinneswandel vollzogen haben. Wir sollten nun, da wir dasselbe Ziel haben, unsere Kräfte bündeln und gemeinsam versuchen, das Vorhaben in dieser Form zu stoppen und zusammen mit allen beteiligten Akteuren, auch dem Betreiber des Kieswerks, eine Lösung zu finden. Denn ohne Kies wird weder ein Radweg noch eine Sozialwohnung gebaut und diesen Rohstoff mit LKW tonnenweise aus großer Entfernung anzuliefern ist aus ökologischer und ökonomischer Sicht völliger Unsinn.
Wir sollten also nicht als Solisten, sondern geschlossen und fraktionsübergreifend im Sinne der Bürgerinnen und Bürger das richtige tun. Ich glaube, das versteht man gemeinhin unter Kommunalpolitik.
Ich wünsche Ihnen einen schönen „Altweibersommer“, behalten Sie die Zuversicht und bleiben Sie gesund!
Christian Götz