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Süddeutsche Zeitung
Lokalredaktion Fürstenfeldbruck
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Leserbrief
Zu den Artikeln „Bruck bleibt hart“ (15. September), Zwist um den Fliegerhorst“ und Plädoyer fürs kleinere Übel (16. September) sowie zum Leserbrief "Sauer" (17.September) von Stadtrat Herwig Bahner
Stadtrat Bahner leitet seine Kritik an der „demokratischen“ Mehrheit der Stadträte mit den Worten ein „Sie wussten nicht, was sie taten“. Dies gilt für die Regierung von Oberbayern und Landrat Karmasin natürlich nicht. Die wissen sehr wohl, was sie tun, nur Herr Stadtrat Bahner scheint das nicht zu wissen oder wissen zu wollen. Oder aber, er weiß es sehr wohl, nur sollen die Brucker Bürgerinnen und Bürger mit simplen Taschenspielertricks weiter in die Irre geführt werden.
Zur Sache: Es geht hier nicht um Dependance oder Kurzaufnahme einer Asyleinrichtung, sondern darum, dass die Regierung von Oberbayern (im Auftrag der Staatsregierung) und Landrat Karmasin die Brucker dafür, dass sie der CSU in ihrer Stadt die Gestaltungsmehrheit entzogen haben, zu passender Gelegenheit abstrafen wollen. Der Fliegerhorst und die Flüchtlinge kommen dafür mehr als gelegen: Einer Stadt mit einer inzwischen über Bayern hinaus bekannten Willkommenskultur, so das Kalkül, könne man wohl im Gegensatz zu anderen Orten einiges mehr an Belastung zumuten.
In Oberbayern gibt es neben der derzeitigen Kurzaufnahme Bayernkaserne insgesamt acht sogenannte Dependancen: vier davon in München, vier in den Landkreisen. Mehrere Standorte sind ehemalige Kasernen, so wie in Fürstenfeldbruck, mit der Möglichkeit, dort Flüchtlinge im vierstelligen Bereich unterzubringen. Die tatsächlichen Zahlen liegen aber zwischen hundert und dreihundert. Spitzenvertreter der Stadt München haben bei einer öffentlichen Podiumsdiskussion am 15. September überdeutlich unterstrichen, dass sie sich Unterkünfte, die mehr als drei- bis vierhundert Plätze vorweisen, niemals von der Regierung vorschreiben lassen würden. Die noch bestehenden großen Notunterkünfte werden derzeit alle zurückgebaut. Dieser Linie folgend könnten im Fliegerhorst dann auch rund 300 Flüchtlinge untergebracht werden, wie es von OB Pleil und der Stadt im Rahmen der Brucker Willkommenskultur auch zugesagt worden war.
Aber nein, den Bruckern will man die Willkommenskultur und ihren gallischen Trotz schon noch austreiben. Dass Herr Landrat Karmasin so schwach ist, seinen Landkreis auf Regierungsebene anständig zu vertreten, damit Bruck ebenfalls nur eine angepasste Zahl an Flüchtlingen aufnehmen muss und nicht die von der Regierung angedrohten 1.000 oder gar 1.600, mag ich nicht glauben. Aber er taktiert, denn er muss mit dem erheblichen Druck seiner Bürgermeister rechnen, die sich dann an der Unterbringung deutlich mehr beteiligen müssten, wenn nicht mit weit mehr als 50 Prozent der Landkreisquote durch die Stadt Fürstenfeldbruck bedient werden könnten.
Die Polizei klagt zu Recht über die vielen Ausschreitungen im Fliegerhorst. Dies ist neben der großen und unübersichtlichen Zahl der Flüchtlinge auch noch der Art der Belegung geschuldet. Die Bayerische Staatsregierung hat die Verweildauer in der Erstaufnahme von drei Monaten auf sechs Monate erhöht und lässt viele Flüchtlinge dort regelrecht versauern, denn acht Monate im Fliegerhorst sind keine Seltenheit. Die Bewohner sind damit ausgeschlossen von ordentlichen Sprachkursen, vom Arbeitsmarkt und von der Integration. Wenn man die Herkunftsländer der Belegschaft der verschiedenen Dependancen vergleicht, will man anscheinend auch die mit einer geringen "Bleibeperspektive" gerne im Fliegerhorst verblieben sehen, die dann besonders frustriert und „anfällig“ sind.
Aber den Bruckern soll nun die unermessliche Güte des „Landvogts“, sprich Regierung von Oberbayern, zu Teil werden: „Eine Kurzaufnahme mit lediglich 1.000 vorübergehenden Bewohnern soll Euch geschenkt werden mit einer sagenhaften Laufzeit von nur 10 Jahren." Wer argwöhnisch ist, könnte auch vermuten, dass hier ein AFD-Szenario hervorgerufen werden soll, in dem die CSU dann als Heilsbringer endlich wieder die Hauptrolle spielen darf.
Lieber Herr Bahner, bitte anständig recherchieren und keine falschen und vorschnellen Schlüsse verkaufen.
Willi Dräxler
Stadtrat (BBV), Integrationsreferent